Vor uns liegt ein langgezogenes Land voller Abenteuer und Überraschungen. Vom idyllischen Inselparadies über riesige Flussdeltas, Höhlen, Berge bis zur mega Stadt, wird hier alles geboten. Und ungefähr in dieser Reihenfolge werden wir das Land erkundigen. Nach dem Grenzübertritt ganz im Süden, fuhren wir mitten ins Mekongdelta nach Can Tho. Wir überquerten hunderte von Brücken; der ganze Süden ist durchzogen von tausenden von Kanälen. Wir lassen jedoch das Delta gleich hinter uns und fahren mit dem Boot zu den Con Dao Inseln. Dies war die schlimmste Bootsfahrt unseres Lebens! Die Plätze waren so tief und die Fenster so weit oben, dass man nicht nach draussen sah. Der Wellengang war sehr stark und der Kapitän raste mit dem Boot über das Meer wie ein wahnsinniger. Es knallte bei jedem Sprung so stark auf die Wasseroberfläche, dass wir ständig das Gefühl hatten, das Boot bricht gleich auseinander. Gleichzeitig schwankte es so fest hin und her, dass man immer mal links und mal rechts auf die Wasseroberfläche sah und man das Gefühl hatte, wir kentern. Die Hälfte der Passagiere hatte die schwarzen Beutel im Einsatz und die anderen sassen kreidebleich auf den Stühlen und liessen alles über sich ergehen. Selbst ein paar der Besatzungsmitgliedern mussten sich zwischendurch mal erleichtern.
Am Ende dieser furchtbaren Fahrt lag jedoch ein unbeschreibliches Inselparadies und wir konnten jede Minute geniessen!
Am Hafen im Süden herrschte jeden Tag reges Treiben. In der Bucht lagen jeweils hunderte Schiffe, die Fisch anlieferten oder auf eine frische Ladung Eis, um den Fisch zu kühlen, warteten.
Wir fuhren mit dem Roller jeden Tag auf der Insel umher und erkundeten jeden Strand und jede Klippe die wir finden konnten. Als wir am nördlichen Ende der Insel den Flughafen entdeckten und die Flieger über unsere Köpfe hinweg segelten, wussten wir auch schon, auf welchem Weg wir das Paradies wieder verlassen werden. Garantiert nicht auf dem Wasser.
Die Insel ist vom Tourismus noch beinahe unberührt und wir hatten die Strände für uns alleine!
Soviel Platz und Zeit am Strand, hat uns zu kleinen Kunstwerken inspiriert.
Es herrschte hier jedoch nicht immer nur Ruhe und Harmonie, wie die Sandstrände und die verwunschenen Dschungelwege vermuten lassen würden.
Während der französischen Kolonialherrschaft und im Vietnamkrieg wurde die Insel die Hölle auf Erden. Die Franzosen und die Amerikaner unterhielten hier riesige Gefängniskomplexe die lange geheim gehalten wurden. Offiziell wurden nur harmlose mehr oder weniger geräumige Zellen benutzt. Hinter einer unscheinbaren Türe befanden sich jedoch brutalste Folterzellen, die als Tiger-Cages bekannt wurden. In Anspielung auf die Ähnlichkeit zu den Tigerkäfigen in den Zoos im damaligen Frankreich. Die Gefangenen wurden dabei von oben überwacht und mit den schlimmsten Methoden gefoltert. Es gab auch Zellen, ohne Dach in welchen die Gefangenen dem Wetter ausgesetzt waren. Das verrückte ist, dass hier eigentlich nur politische Gefangene gehalten wurden. Also keine Verbrecher, nur Andersdenkende. Diese Besichtigung war ein ziemlicher Dämpfer für die Stimmung und wir sind froh, dass immerhin hier diese Gefängnisse nicht mehr in Betrieb sind. Interessanter Weise wurden einige der ehemaligen Gefangenen nun führende Politiker in Vietnam.
Zurück auf dem Festland, erkundigten wir zu Fuss und mit dem Fahrrad das Mekongdelta bei Ben Tre. Das Land ist durchzogen von unzähligen kleinen Kanälen und die Wege durch die dichte Vegetation gleichen einem Irrgarten. Wir waren richtig stolz, als wir nach unserer zwei stündigen Velotour wieder am richtigen Ausgangspunkt ankamen. Auch hier ist zum Glück der Massentourismus noch nicht angekommen. Wir waren völlig alleine unterwegs und die Menschen sahen uns zwar neugierig an, waren jedoch immer äusserst freundlich und hilfsbereit.
Was für ein Schock! Nach Natur pur kommen wir in die riesige pulsierende Metropole des Südens. Wir finden uns wieder zwischen Hochhäusern und abertausenden von Rollern. Es ist dicke Luft und es brummt rund um die Uhr. Willkommen in Ho Chi Minh City alias HCMC alias Saigon. Es gibt hier zwar grosszügige Trottoirs aber fussgängerfreundlich ist was anderes. Sie werden hier vor allem als Rollerparkplätze oder als Stellplätze für die Essensstände verwendet. Ist das Trottoir mal frei, dann wird es von den Rollerfahrern als zusätzliche Überholspur oder als Abbiegehilfe bei Lichtsignalen verwendet. Also immer und überall Augen auf. Denn Fussgänger gibt es hier nicht. Am Hotelempfang haben sie uns jeweils mit Sorgen gefülltem Blick gesagt, dass unser Ziel ein Kilometer weit weg ist!! Crazy diese Touris...
Als wir an der Kirche unten vorbei liefen, wurde gerade eine Messe gehalten. Deshalb gibt es keine Bilder von innen. Aber ihr dürft uns glauben, dass hier jede Kirchenbank mit mehreren Deckenventilatoren ausgestattet ist. Denn wer schwitzt schon gerne im Gebet?

Nach der Grossstadt suchten wir die Altstadt. Uns wurde von vielen Seiten empfohlen unbedingt nach Hoi An zu reisen, weil dort ein Stadtteil in seiner ursprünglichen Form erhalten wurde.
Bisher war das meine grösste Enttäuschung auf unserer Reise! Ein schlimmerer Touristenort kann ich mir kaum vorstellen. Wir haben versucht die wenigen Ecken zu finden, die halbwegs ursprünglich erschienen. Jedes Gebäude hat im unteren Stockwerk ein Souvenirgeschäft, ein Restaurant, einen Schneider oder ist ein Museum. Für ein Museum bezahlt man Eintritt, kriegt eine einminütige Führung mit einem anschliessenden Verkaufsgespräch, weil der zweite Raum den man besichtigt, ein Souvenirgeschäft ist!
Abgesehen davon ist die Stadt geprägt von chinesischen und japanischen Einflüssen. Durch den regen Handel zwischen diesen Ländern, wurden auch einige Gebäude von diesen Handelsleuten errichtet. Ausserdem haben wir hier gesehen, wieso die Asiaten so stein harte Matratzen haben (siehe Bild unten). Das spektakulärste an dieser Altstadt sind wohl die jährlichen Überschwemmungen. An Markierungen in Gebäuden konnten wir sehen, dass die Erdgeschosse beinahe jedes Jahr einmal vollständig unter Wasser stehen. Es ist beeindrucken wie die Menschen alles wieder herrichten, als wäre nie etwas geschehen und vor allem hier bleiben.
Von Hoi An aus, reisen wir in den nächsten Tagen weiter in den Norden von Vietnam und werden um Neujahr herum die Grenze nach Laos überqueren.
Wir wünschen euch allen eine schöne restliche Adventszeit und ein besinnliches Weihnachtsfest!