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Land der langen weissen Wolke

Wir sind im Land, wo Kiwis wachsen und aufwachsen, in Eiern, in Bäuchen und an Sträuchern.

Der Kiwi der aus Eiern schlüpft ist ziemlich bedroht. An vielen Orten ist man bemüht, seine unnatürlichen Fressfeinde zu bekämpfen. Dazu gehören Füchse, Marder, Katzen und Hunde, die von Kiwi Nummer zwei eingeführt wurden. Die Bevölkerung nennt sich hier gerne selber Kiwi, in Anlehnung an ihren Nationalvogel. Kiwi Nummer drei ist eigentlich unter einem Decknamen unterwegs. Es handelt sich dabei um die chinesische Stachelbeere, die von Kiwi Nummer zwei in Neuseeland eingeführt, angepflanzt und unter dem Namen Kiwifrucht weltweit vermarktet wurde.


Wir fahren schon seit vier Wochen in unserem wunderschönen Zuhause durch Neuseeland. Mittlerweile sind wir auf der Nordinsel und die Nächte sind nicht mehr ganz so bitter kalt, wie in den Bergen im Süden.

Es hat erstaunlich viel Platz in unserem Bus. So kochen wir in unserer eigenen Küche und essen an unserem Esstisch. Wir haben sogar einen Fernseher mit DVD-Player und konnten uns die Herr der Ringe Trilogie von unserem Sofa aus anschauen. Diese drei sehr erfolgreichen Filme wurden hier gedreht und geben viele Einblicke in die Landschaft von Neuseeland. Direkt über dem Sofa, im zweiten Stock, ist unser komfortables Schlafgemach.

Die Südinsel ist geprägt durch die langen Südalpen. Anders als Zuhause sind die Berge hier aber kaum bewaldet und oft mit Tussockgräsern überzogen. Die damit orange braune Landschaft, lässt die tiefblauen Gletscherseen Tekapo, Pukaki und Ohau noch intensiver wirken.

Hier trafen wir auf überdurchschnittlich viele Touristen. Denn kurz vor unserer Ankunft, wurde an der Westküste eine Brücke weggeschwemmt. Da dort nur eine Strasse entlang führt, hatte dies vielen Touristen die gesamte Reiseplanung über den Haufen geworfen. Denn eine Umfahrung bedeutet etwa 8 bis 10 Stunden Fahrt über beinahe die halbe Insel. Da wir ziemlich planlos mit unserem Zimmer auf Rädern unterwegs sind, hatte es auf uns kaum einen Einfluss. Ausser, dass wir den Fox und Franz Josef Gletscher aus unseren Zielen strichen.

Auf der Fahrt am Ufer des Pukaki entlang, zeigte sich schon der Aoraki/Mount Cook.

Dies ist der höchste Berg von Neuseeland und zeigt in seinem Namen den Sprachenkonflikt der hier bei der Benennung von Orten vorherrscht. In diesem Fall war der Kompromiss, einfach beide Namen beizubehalten. Beim Durchfahren des Landes wirkt die Namensgebung der Ortschaften ziemlich ausgeglichen. Allgemein scheinen die Maori wesentlich besser in die Gesellschaft integriert zu sein, als die Aborigines in Australien.

Zurück zum Berg.

Wir machten hier eine kleine Wanderung auf der Mueller Hut Route mit Sicht auf den Gletscher im Hooker Valley.

Und im Tasman Tal nebenan einen Spaziergang auf einer Gletschermoräne. Hier sahen wir viele riesige Eisberge im Tasman Gletschersee.

Die Berge unter der Grasdecke wirken manchmal schon beinahe unecht. Als wären sie nur Miniaturen in einem Schaukasten. Hier auf der Fahrt über den Lindis Pass.

Der See in Wanaka sieht schon beinahe wie der Vierwaldstättersee aus. Die Berge sind zwar nicht so hoch und es gibt kaum Wälder, aber er ist etwa gleich verwinkelt.

Die Gegend rund um den See bietet sehr viele Wandermöglichkeiten. So überquerten wir glasklare Bäche.

Liefen durch dichte, moosbewachsene Wälder.

Und sahen den ein oder anderen Spiegelsee.

Was natürlich auf keinem Blog fehlen darf, ist der Baum von Wanaka. Das ist der Baum und wer in Neuseeland war und dieses Bild nicht auf Instagram (#thatwanakatree) gepostet hat, war nicht in Neuseeland Punkt.

Auf dem Weg zu den Sounds die eigentlich Fjords sind, machten wir Halt in Queenstown. Hier assen wir auf Empfehlung einen tollen Burger - danke Vera - und erklommen den Hausberg.

Weil uns alle immer von Milford Sound vorgeschwärmt haben, entschieden wir uns für die teurere Tour nach Doubtful Sound. Es hat sich gelohnt.

Wir fuhren von Manapouri mit dem Boot über den Manapourisee zur Busstation und von da mit dem Bus über den Wilmot Pass zur Bootsanlegestelle. Von hier startete die Fahrt durch das Fjord. Da die ersten Siedler von Zuhause her keine Fjords kannten, nannten sie sie Sounds. So bezeichnet man jedoch vom Meer geflutete Flusstäler. Da diese Meerarme jedoch durch Gletschergeformt wurden, wären es eigentlich Fjords.

Über die zahlreichen Bäche und Wasserfälle, kommt sehr viel Süsswasser in die langen Meerarme. Das Süsswasser bringt viele Erdpartikel mit sich und hat eine andere Dichte als das Salzwasser. So liegt auf dem Meerwasser eine dicke Süsswasserschicht und vermischt sich kaum. Durch dieses Phänomen ist es schon in kleinen Tiefen sehr finster und so können hier Meerespflanzen und Tiere beobachtet werden, die eigentlich in viel grösseren Tiefen vorkommen.

Da wir keine Taucherausrüstung dabei hatten, beschränkten wir uns auf die Delfine und Seebären (fur seals).

Wir liessen uns vom Campingplatzbesitzer dazu überreden, zumindest nach Milford Sound zu fahren, denn die Fahrt sei echt schön. Es hat sich gelohnt. Sogar zweifach. Wir konnten sehen, wie viel Verkehr auf der Strasse ist, wir sahen die Busstation mit über 25 Plätzen und den Hafen mit 10 Anlegern und wurden noch mehr in unserer Entscheidung bestätigt die Tour im weniger bekannten Doubtful Sound gemacht zu haben. Die Natur auf dem Weg ist jedoch wirklich eindrücklich und wir machten einige kleine Spaziergänge.

Um so südlicher wir kamen, um so einsamer waren wir unterwegs. Es gibt hier weniger "Sehenswürdigkeiten" jedoch viel Sehenswürdiges. So genossen wir die Aussicht auf das unruhige Meer, Spaziergänge in Sumpfgebiete und die architektonischen Errungenschaften aus Zeiten des Wohlstands in den alten Dörfern.

Definitiv ein Highlight auf unserer Reise war unsere Begegnung mit Seelöwen. Wir sind in der Nähe von Owaka an einigen einsamen Stränden entlang spaziert und haben dort mehrere Seelöwen beobachten dürfen.

Während wir den Schlafenden zugeschaut hatten, tauchte plötzlich ein weiterer Seelöwe aus dem Meer auf und lief schnurstracks auf Carmen zu. Es wurde uns ein bisschen zu viel Wildlife und wir zogen uns zurück. Schliesslich soll man den Tieren möglichst viel Platz lassen und sie nicht stören.

Als der Seelöwe begann die Schlafenden zu stören, näherten wir uns wieder. Plötzlich fingen zwei Weibchen an zu streiten und der Bulle musste dazwischen. Was für ein Schauspiel.

Vom Nugget Point aus hat man eine tolle Aussicht über eine kleine Inselgruppe. Und wer ganz gute Augen hat, erkennt vielleicht im einen oder anderen dunkeln Pixel einen Seebären. Denn diese Felsen waren nur so übersät mit den Tieren.

Für alle die jetzt mit zusammengekniffenen Augen die Nase an den Bildschirm gedrückt haben, keine Sorgen, weiter unten gibt es welche von nahem. Den verdutzten Blick könnt ihr jedoch gleich beibehalten, denn in Dunedin geht es ziemlich schräg zu und her.

Wir müssen jedoch zwei Dinge klarstellen. Dunedin spricht man weder "duunedin" noch "danediin" sondern "daniidän" logisch oder? Zweitens, nicht die Häuser sind schräg, die Strasse ist die steilste Strasse der Welt. Müssen wir Zuhause unbedingt mal nachmessen...

Auf dem Weg über und um die Südinsel sind wir vielen speziellen Klippenformen und Gesteinsformationen begegnet. Darunter waren die Clay Cliffs (Lehmklippen), Boulder Beach und die Pancake Rocks.

Und nun gibt es den Sprung an die Westküste doch noch. Wir überquerten die Insel über den Arthurspass. Bergauf bestimmte unser Campermotor das Tempo, bergab die Schafe.

Wir erwischten gerade noch die letzten Wolken, bevor sie sich ganz verzogen.

Wir fuhren an den nördlichsten Punkt Neuseelands, den man auf der Südinsel an der Westküste erreichen kann. Hier erwarteten uns Sonne, schönste Strände und dichter Wald.

Weil wir hörten, dass hier in Neuseeland das ganze Jahr durch Pottwale beobachtet werden können, fuhren wir an der Ostküste entlang zurück nach Kaikoura. Wir buchten eine Tour beim einzigen Anbieter und hatten das Glück, das zu sehen:

Genau. Nichts. Kein Wal. Nur Wasser.

Na gut ein paar springende Delfine und schwimmende Seebären. Aber keinen Wal. Immerhin gab es 80 Prozent vom Preis zurück. Weil wir sonst nichts mehr vor hatten, machten wir einen Spaziergang rund um die Halbinsel von Kaikoura. Und wer braucht schon einen Wal, wenn man plötzlich vor einer Seebärenkolonie steht? Da lagen bestimmt 100 Stück über die Felsen im Wasser bis über den Weg ins hohe Dünengras verteilt.

Auf dem Weg zur Fähre in Picton entdeckten wir am Strassenrand sogar eine weitere riesige Kolonie. Weil wir früh dran waren, schauten wir ihnen ein bisschen zu. Es wirkte wie eine Seebärenbadi. Die kleinen schwammen und sprangen wie wild in den kleinen Tümpeln, während die alten auf den Felsen schliefen.

Und mit dieser Aussicht im Marlborough Sound (tatsächlich ein Sound) verabschiedeten wir uns von der Südinsel und fuhren mit der Fähre nach Wellington.


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