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Sabaidi Laos

[Diesen Blogeintrag schreiben wir aus Freude an der Technik zum zweiten mal.]


Wir suchten vergeblich nach der Nummer A38* auf unserem Einreisestempel im Pass. Wir befanden uns nämlich am Ausgang des Zollhauses das Verrückte macht. Was für ein Start! Wollen wir wirklich durch ein so kompliziertes Land reisen?


Alle Einheimischen drängten sofort aus dem Bus und liefen auf das laotische Zollgebäude zu und wir hinterher. Am Fenster Nummer 3 angekommen, mussten wir erfahren, dass Weisse an Fenster Nummer 1 starten müssen. Also wieder aus dem Gedränge zurück zum Start.

Beim Fenster 1 reichten wir unsere Pässe hinein. Wir wurden gefragt, wie lange wir gerne ein Visa hätten. Wir erklärten, dass wir gerne ohne Visa einreisen würden. Als Schweizer ist es möglich 14 Tage ohne Visa durch Laos zu reisen. Wieso entzieht sich unseren Kenntnissen. Nach kurzer Abklärung mit ihren Dokumenten, waren die beiden hinter dem Fenster einverstanden. Wir erhielten unsere Pässe zurück. Gerade als wir weiter wollten, boten sie uns an, Dollar in Kip zu wechseln. Wir schlauen Füchse wussten aber, dass an der Grenze der Wechselkurs jeweils ziemlich schlecht ist. Wir liessen uns also nicht übers Ohr hauen und verneinten freundlich.

Wir standen nun vor Fenster 2 und reichten wieder unsere Pässe hinein. Praktischerweise sind die Fenster auf Bauchnabelhöhe. So sieht man kaum hinein und ist immer in einer unangenehm gebeugten Haltung, um mit den Behörden zu kommunizieren. Der Mann im Fenster zwei war irritiert, dass wir kein Visum hatten. Nach kurzer Rücksprache mit der freundlichen Dame aus Fenster 1, bekamen wir die Pässe zurück. Wir bezahlten pro Person 2$ "Tourist Fund". In Kip wäre es ein bisschen günstiger gewesen. Aber was solls.

Fenster 3 hatte immer noch eine riesige laotische Warteschlange davor. Das kann man sich in etwa so vorstellen: Ein Glacestand mit gratis Glace für alle Kinder auf dem Pausenplatz. Wir quetschten uns also ebenfalls in diese Menschentraube und sahen ziemlich schnell wie das System funktioniert. Die Person, die den Pass am weitesten ins Fenster hineinhält, wird als erstes bedient. Zum Glück sind wir beide im Verhältnis zur lokalen Bevölkerung ziemlich gross und können so auch von der dritten Reihe aus unsere Pässe ins Fenster werfen. Durch die rote Färbung der Schweizer Pässe hatten wir immer einen super Überblick, wo sie sich gerade befanden. Hier wurden alle Daten aus dem Pass feinsäuberlich in ein grosses Buch abgeschrieben. Kein Wunder dauert es ein bisschen.

Glücklicher Weise werden nun unsere Pässe direkt an Fenster 4 weitergegeben. Hier gibt es einen Stempel. Danach werden die Namen durch das Fenster gerufen und der Erste der reagiert, erhält den Pass zurück. Natürlich erst nach dem die 2$ "Stempelgebühr" und die 2$ "Service Gebühr" bezahlt wurde. Wir wollten die 8$ mit einer 10$ Note bezahlen. Nachdem der Beamte sie sich gründlich angeschaut hatte, meinte er dass er diese Note nicht entgegennehmen könne. Sie sah zu neu und somit unecht aus. Wir suchten also nach einer zerknitterten Note. Aber auch diese konnte er nicht nehmen. Er wolle kleinere Noten, Kip oder Dong. Also bezahlten wir ihn mit unseren Dong-Resten aus Vietnam. In Kip wäre es ein bisschen günstiger gewesen. Aber was solls.

Vor Fenster 5 stand ein freundlicher Herr, der seine Hände nach unseren Pässen ausstreckte. Als gewissenhafte Touristen übergaben wir sie ihm. Er zückte einen Fieberthermometer und verkündete, das sei ein obligatorischer Gesundheitscheck für 1$. Als wir freundlich verneinten und die Pässe zurückverlangten, schloss er sie in seine Schublade und wurde wütend. Als wir sahen wie die lokalen Reisenden ihm beim vorbeigehen Geld gaben, wurde uns bewusst, dass man das hier einfach machen muss. Er hatte in der Zwischenzeit schon eine Quittung für uns ausgestellt und gab uns gegen das Geld die Pässe zurück. Einen Gesundheitscheck gab es keinen. In Kip wäre es ein bisschen günstiger gewesen. Vielleicht ist der Wechselkurs doch nicht so schlecht an Fenster 1. Aber was solls.


Unsere ersten Tage in Laos verbrachten wir in Muang Khua. Was für ein Start! Ein hübsches kleines Dörfchen in Mitten von Bergen, Dschungel und Flüssen. Alles läuft hier gemächlich und alle sind super herzlich. Wir geniessen die Ruhe und verlängern unseren Aufenthalt in diesem Dorf bis ins neue Jahr.

Wie es der Zufall wollte, entdeckten wir genau an Silvester das typisch laotische BBQ. Auf dem Tisch lagen zwei Ziegelsteine und darauf eine Schüssel mit glühenden Kohlen. Auf den Rand dieser Schüssel wurde ein Grill mit Suppenring gelegt und mit Bouillon gefüllt. Was für ein Festschmaus! Da wurde es uns sogar im offenen Restaurant warm. Denn egal wie heiss oder kalt, ob Sonne oder Regen, hier sind die meisten Gebäude gegen die Strasse hin offen.

Zur Abwechslung fuhren wir nach Nong Khiaw mit dem Boot. Es war soo kalt mit dem Fahrtwind! Und es fühlte sich noch kälter an, wenn man die Einheimischen Barfuss im Wasser sah! Es hatte sich aber trotzdem gelohnt, denn die Landschaft ist wirklich wunderschön. Zu dem konnten wir auch gleich sehr eindrücklich sehen, wie viel Einfluss die Chinesen auch auf Laos haben. Wir hatten schon im Kambodscha-Blogeintrag über die Chinesen gelästert und müssen es hier leider erneut. Sie bauen zwar für die Bevölkerung Strassen, Brücken und Infrastruktur, zerstören aber gleichzeitig alles andere. Sie bauen in jedem Fluss mehrere Dämme und blockieren so viele Bootsrouten und Fischwanderungen. Sie fällen ganze Wälder und tragen halbe Berge ab. So mussten auch wir nach halber Fahrt mit einem Bus eine Dammbaustelle umfahren, bevor es wieder auf ein Boot ging.

Auch in Nong Khiaw wurden wir sehr positiv überrascht. Wieder ein kleines unscheinbares Dörfchen zwischen Bergen, Wälder und einer Flussbiegung.

Nong Khiaw mit dem Fluss Nam Ou

Kaum angekommen, wurden wir schon zu einem Bier eingeladen. Wir dachten uns, ein kleines Bierchen ist bestimmt ok. Wir hatten kaum was gegessen heute und wollten früh Abendessen gehen. Es wurden dann in kurzer Zeit 5 bis 6 Gläser, weil hier nach fast jedem Anstossen ausgetrunken wird. Sie gaben uns gegrillten Schweinedarm und Stickyrice als Apéro. Zum Schluss durfte ich noch lao-Lao probieren. Ein laotischer Schnaps den alle aus einem Bambusrohr mit einem langen Bambusstrohhalm tranken.

v.l.: Man, Simon & Carmen, Nuk

In unserem Guesthouse lernten wir Maria kennen, eine Spanierin die aber schon viele Jahre in der Schweiz wohnt. Sie wollte ein Drei-Tages-Trekking machen, aber das angemeldete Paar tauchte am Morgen nicht auf und alleine war es zu teuer. Sie erzählte uns ein bisschen über den Ablauf und wir entschieden uns spontan am nächsten Tag auf dieses Trekking zu gehen. Unsere Gruppe wurde durch James ergänzt. Er war so britisch, dass er mit Regenschirm am Rucksack erschien. Im Bus zum ersten Dorf, lernten wir unseren Guide Sytha kennen. Wie sich später herausstellen sollte, ein wahrer Glücksgriff. Sytha kommt selbst aus einem kleinen Dorf und ging in die Stadt um Englischlehrer zu werden. Nach dem Studium zog es ihn jedoch wieder in die Heimat. Er mag das Dorfleben und arbeitet nun als Trekkingguide bei einer kleinen lokalen Agentur.

v.l.: Maria, Carmen & Simon, Gastgeber in Vieng Hin, Sytha und James

Das Wetter war perfekt und wir wanderten drei Tage lang durch die atemberaubende Landschaft von Nordlaos. Am ersten Tag mussten wir etwa eine Stunde lang durch einen Wasserfall klettern. Das ist der einzige Weg zu unserem ersten Dorf. Der Weg führte den grössten Teil mitten im Bachbett über Felsen und Knietiefes Wasser. Wir wollten vermeiden, dass wir den restlichen Tag mit nassen Schuhen laufen mussten. Also schnappten wir uns wohl oder übel die Flipflops. Denn auf diesen scharfkantigen Felsen, war Barfuss laufen unmöglich. Zum Glück ist, abgesehen von zwei drei Mal den Flipflop verlieren, alles gut gelaufen. Denn wir wissen nicht, ob Flipflop-Wasserfallklettern durch unsere Reiseversicherung abgedeckt wäre. Den letzten Teil unseres Trips verbrachten wir paddelnd in Kanus auf dem Nam Ou Fluss.

Wir besuchten insgesamt drei Dörfer und schliefen in zwei davon. Ban Nayangtai besuchten wir am ersten Tag, von dort startete unsere Wanderung. Geschlafen haben wir in den beiden Dörfern Vieng Hin (Map) und Phayong (Map). In diesen Dörfern prallt Moderne auf Tradition in extremis. Viele haben Stromanschlüsse, Fernseher, Smartphones, Roller oder Pickups. Gleichzeitig lebt die Familie in einem Raum aus Holz auf Pfählen, wäscht sich draussen im Hof mit kaltem Wasser und kocht auf dem Feuer.

Die Menschen schauten uns mit genau so neugierigen Blicken an, wie wir sie. Sie nahmen uns herzlich auf und versuchten sich mit uns zu unterhalten. Wir wurden auch in ihr Trinkritual miteinbezogen und machten gefühlte 200 Runden Schnaps trinken mit. Die Kinder zeigten uns ihre tollen Seifenkisten und spielten so etwas wie "Wer getraut sich die Weissen zu berühren".

Auch unsere Mägen waren auf einem Drei-Tages-Abenteuer. Wir assen unterwegs alles, was uns Sytha zum probieren gab. Er wusste beinahe zu jedem Blatt, Stamm, jeder Wurzel, Rinde, Beere, Frucht oder Nuss etwas. Es schmeckte mal süss, mal sauer oder richtig bitter. Das Mittagessen servierte er uns jeweils auf Bananenblättern. Auch hier waren wir jedes Mal verblüfft was für ein köstliches Buffet wir hatten. Das Essen im zweiten Dorf war jedoch das spektakulärste. Am Abend rannte unser Abendessen mit den anderen Enten und Hühnern noch um uns rum. Sie zeigten uns wie sie hier das Essen zubereiten, vom Einfangen bis zum Servieren. Es gab Entenblutsuppe mit Enteneingeweiden und Enten-BBQ. Zum Frühstück bekamen wir eine Gemüsesuppe mit Buschratte. Als ich das Rattenhirn aus dem Schädel brach und es ass, meinte Sytha wir seien jetzt Buschfreunde.

In dieser Region von Laos würde man eigentlich sehr gerne auch selber loslaufen und die Gegend erkunden. Die Landschaft lädt einem förmlich dazu ein, entdeckt zu werden. Leider gehören diese Wälder zu den meist bombardierten Gegenden der Welt. Heute schätzt man, dass noch immer etwa 90 Millionen nicht explodierte Bomben herum liegen. Die Laoten selber lassen sich aber nicht unterkriegen und nutzen die Bombenhüllen als Schilder, als Dekor, als Bänke oder auch als Grill.

Nach dem wilden Norden, reisten wir in Richtung thailändische Grenze durch die drei Hauptdestinationen in Laos. Früher waren nur diese Orte den Touristen zugänglich und sind wohl auch deshalb ein krasser Kontrast zum unberührten Norden.


Luang Prabang wurde von der Unesco geschützt, weil hier viele ursprüngliche Kolonialbauten und Tempel im alten Stadtteil stehen. Es ist wirklich hübsch und gleicht beinahe einer Halbinsel, weil die Altstadt von zwei Flüssen eingerahmt wird. Wir entdecken hier, wie auch an anderen Orten in Laos, immer wieder wilde Weihnachtssterne. Im Hintergrund ist eine Bambusbrücke, die immer anfangs der Trockenzeit neu gebaut werden muss.

Vang Vieng ist der Spassort schlecht hin. Hier gibt es alles was die Party-Touristen begehren. Von Buggys mieten über Tubing bis Klettern, können hier jegliche Aktivitäten gemacht werden. Das Dorf besteht beinahe nur aus Hostels und Restaurants mit Western-Food. Im Zentrum liegt ein etwa einen Kilometer langer, breiter Kiesplatz. Eine ehemalige Landebahn für die US-Truppen. Solche findet man immer wieder in Laos.

Hinter dem schwarzen Felsen liegt Vang Vieng

Vientiane die Hauptstadt. Spätestens hier merkten wir, es ist wieder heiss! Es hat wieder Mücken und wir müssen uns wieder mit Sonnencreme einschmieren. Wir besuchten das Wahrzeichen von Laos, die Stupa Pha That Luang. Es ist zwar schon lange nicht mehr das "Original". Gebaut soll es ursprünglich im 1. Jahrhundert worden sein. Seit dem wurde sie schon x-mal komplett zerstört und wieder aufgebaut. Die aktuelle Stupa entstand nach dem zweiten Weltkrieg. Mit dem ganzen Gold wirkt sie ziemlich prunkvoll vor dem blauen Himmel. Trotzdem hat uns die kleine unscheinbare verfallene Stupa auf einem Kreisel mitten in irgendeinem kleinen Quartier besser gefallen. That Dam die schwarze Stupa. Angeblich lebt in ihr eine sieben köpfige Naga.

Das letzte Monument, dass wir in Vientiane anschauten, war der Arc de Triomphe oder Patuxai. Die USA spendete dem Staat Laos Geld und Zement für einen Flugplatz und die Laoten bauten sich damit diesen Triumpfbogen. Sie nennen ihn deshalb auch "vertical airstrip". Wir waren überrascht, dass es ganze 4 Stockwerke im Innern gibt. Eigentlich wurden sie als Museum geplant. Mittlerweile sind es einfach 4 Etagen mit Souvenierständen. Obwohl der Bogen nicht sehr hoch ist, konnten wir ziemlich weit über die flache Stadt schauen.

Und so machten wir uns nach unserem Laosabenteuer mit dem Bus auf zur Grenze nach Thailand. Auf das Busticket gab es einen 2000 Kip Sonntagszuschlag. Das sind nur etwa 25¢. Wir waren positiv überrascht, wie gesittet die Leute an der Grenze anstanden. Wir erhielten in kurzer Zeit unseren Stempel und liefen zum Ausgang. Am Drehkreuz bezahlten wir 10'000 Kip pro Person "passenger fee" und stiegen wieder in den Bus nach Thailand.


Laos wir werden dich und deine tollen Gebühren vermissen!



*A38, was ist das? Sagt dir "die spinnen, die Römer!" etwas? Hier findest du das Aufklärungsvideo: Video

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