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Wo Maya-Götter baden

Am Lago de Atitlán gefiel es uns so gut, dass wir gleich eine ganze Woche blieben. Er ist der zweit grösste See in Guatemala, liegt in einem riesigen Krater und hat keinen natürlichen Abfluss. Hier sollen Pumas leben, aber wir hatten leider - zum Glück - nicht das zweifelhafte Vergnügen einem zu begegnen. Die ersten Tage genossen wir in San Pedro La Laguna auf der Südseite des Sees. Unsere Dachterrasse bot einen wunderbaren Blick über den See. Die hässliche Architektur (darf man das so nennen?) bietet einen tollen Kontrast zur schönen Aussicht.

Wir genossen es durch die Gassen zu schlendern und es fühlte sich echter, realer an als Antigua. Die Bevölkerung besteht hier zu einem Grossteil aus Maya und sie sind extrem freundlich. Das Essen ist überall hervorragend und wir schlemmen oft ein "Desajuno typico" - typisches Frühstück mit Tortillas, Eiern, Guacamole, Sauerrahm, Salsa, Bohnenpüree, Käse und Kochbanane mit einer heissen Schoggi aus reinem Kakao und Milch.

Manchmal wirkt der schludrige Baustil sehr charmant und an anderen Orten ist es ein Schandfleck in der Natur.

Dafür sind sie hier auch echt unkompliziert wenn etwas nicht ganz aufgeht. Da macht man schnell mal ein Loch für einen Wasserhahn oder hängt den schweren Warmwasserduschkopf an die Lampe. Jep, das Wasser wird hier elektrisch im Duschkopf erhitzt. Kann man sich ja gut vorstellen, wie warm das Wasser dabei wird. Wir hatten auch schon das Vergnügen, dass es kitzelt, wenn man in der nassen Dusche steht und den Wasserhahn berührt.

Mit dem Boot fuhren wir erst nach San Marcos La Lagunas und danach nach Panajachel. Das Dorf San Marcos ist sehr klein und ruhig aber hat die viel bessere Aussicht als San Pedro. Denn von hier aus sieht man die drei Vulkane Tolimán, Atitlán und San Pedro, die den See säumen. Das sind genau die drei Vulkane, die wir schon vom Acatenango aus sahen.

Von Panajachel aus fuhren wir mit einem Bus etwa zehn Stunden durch ein erstaunlich bergiges Land nach Lanquín. Das ist ein kleines Dorf mitten in den bewaldeten Bergen. Wir hatten hier eine tolle Unterkunft aus Holz und Blättern mit einem schönen Infinity Pool.

Wir sind jedoch nicht ohne Grund zehn Stunden durchs Land gefahren, um in einem kleinen Dorf in Hütten zu schlafen! Gleich um die Ecke liegt hier nämlich der göttlichste Badeort den man sich vorstellen kann! Semuc Champey heisst so viel wie: Dort wo das Wasser verschwindet. Hier gibt es unzählige wunderschöne Becken mit perfekt temperiertem Wasser.

Die Becken liegen auf einer natürlichen Brücke unter welcher der Fluss Rio Cahabón verschwindet und am Ende wieder auftaucht. Nur bei viel Regen bringt der Fluss soviel Wasser, dass er die Pools überschwemmt und sie für eine Zeit lang trüb werden.

Im Normalfall werden sie jedoch von kleinen seitlichen Bergbächen gespiesen und mit jeder Beckenstufe, wird das von der Sonne erhitzte Wasser etwas wärmer. In den Pools leben viele kleine Fische. Wenn man zu lange still ist, starten sie an einem zu knabbern.

Die für uns beinahe grössere Attraktion, war jedoch die Höhle K'anb'a. Unsere Sechsergruppe und ein junger Guide, alle mit einer dünnen weissen Kerze und Badekleider ausgestattet erklommen eine Treppe bis zum Höhleneingang. Hier an der Quelle des Wasserfalls wurden unsere Kerzen entzündet und wir liefen neben dem Quellbach in die Höhle. Nach den ersten zwei Biegungen kam das einzige Licht von unseren Kerzen. Gerade als wir uns ans Kerzenlicht gewöhnten und wir wussten, wie wir sie am besten halten, platschten unsere Füsse ins kalte Wasser. Sackgasse? Unser Guide macht die Tour jeden Tag und hat nicht wirklich viel Geduld. Er ist schon einige Meter weiter vorne und wir sehen, dass er immer tiefer im Wasser steht. Wir waten ihm also hinterher ins kalte Wasser und lassen uns überraschen. Als wir alle die Kerze hochhaltend irgendwie versuchten im Dunkeln zu schwimmen, waren wir froh, ohne Kameras unterwegs zu sein. Wir erklommen nasse Leitern, krochen durch enge Gänge, rutschten glatte Felsen runter und schwammen mehrmals durchs kalte Wasser. Ab und zu erlosch die eine oder andere Kerze, die doch zuviel Wasser abbekam. Sie wurde schnell wieder getrocknet und entzündet, denn selbst sieben Kerzen geben nicht wirklich viel Licht. So waren wir dann auch froh, als wir wieder Tageslicht sahen. Ein tolles Erlebnis!


Weiter ging es in nur acht Stunden nach Flores im Lago Petén Itzá. Dies ist eine Stadtinsel oder Inselstadt. Eine Insel die vollständig überbaut wurde und ziemlich hübsch ist. Nicht hübsch im Sinne von, nigel nagel neu und poliert, sondern eher wie die alte Vase mit einem Sprung von Oma.

Flores ist das Sprungbrett für Tikal, einer ehemals bedeutenden Stadt der Mayas. Man geht davon aus, dass es unter dem dichten Regenwald etwa 15'000 Gebäude hat und dass in der Umgebung etwa eine Million Mayas lebten.

Wir fühlten uns wieder wie kleine Forscher, als wir durch den Dschungel schritten. Die Füsse auf alten Kalkstrassen der Mayas, die Augen auf allem was aussieht wie ein Tempel. Denn nur etwa 15% der Tempelanlagen sind freigelegt. Das meiste ist unter einer dicken Erdschicht und von Pflanzen überwuchert. So steht manchmal ein Schild vor einem bewaldeten Hügel und macht darauf aufmerksam, dass sich hier ein weiterer Tempel befindet, der auf seine Ausgrabung wartet.

Die Aussicht von den Pyramiden über das Regenwalddach ist beeindruckend. Tempel 1 mit einer Höhe von 47 Metern gehört zu den höchsten Stufenpyramiden in Mittelamerika.

Als kleine Auflockerung zu den alten Steinen, erhaschten wir immer wieder einen Blick auf die einheimische Tierwelt. Hier sollen Jaguare leben, aber wir hatten leider - zum Glück - nicht das zweifelhafte Vergnügen einem zu begegnen. Wir sahen Klammeraffen, Pakas, Tukane, Papageien und Nasenbären. Anhand der Fotos könnt ihr erahnen, welche Tiere zu schnell waren.

PAM! Plötzlich sind wir in der Schweiz. Es gibt Wurst an Zwiebelsauce mit Rösti und Gulasch mit Spätzli zum Znacht. Während wir essen sprechen wir mit Florian, einem Schweizer der irgendwie vor 20 Jahren an ein Stück Land an einem Seitenarm des Rio Dulce kam und blieb. Er hat mit drei Freunden gestartet und gründete hier eine Familie. Die ganze Anlage mit Bungalows, Verbindungsstege, Küche, Bar und Bootsanleger haben er und seine Freunde mit Einheimischen zusammen gebaut. Leser mit scharfem Blick oder Zoomfunktion im Browser entdecken vielleicht unseren kleinen nächtlichen Besucher.

Der Rio Dulce (Süsser Fluss) ist ein eher kurzer aber sehr schöner Fluss. Wir paddelten mit unserem Kanu durch den Mangrovenwald im Seitenarm und schwammen ein paar Runden um ein kleines Floss. Wir sahen sogar einen Kletterkaktus oder vielleicht weiss jemand mit botanischem Fachwissen, um was für eine Art es sich hier handeln könnte?

Mit einem Motorboot liessen wir uns vom Flussanfang am Lago Izabal bis zum Flussende im Karibischenmeer fahren. Am Eingang des Lago Izabal steht eine Ruine der Festung Castillo de San Felipe de Lara. Erbaut wurde sie von den Spaniern, um diese Handelsroute vor Piraten zu schützen.

Auf der Fahrt sahen wir verschiedene Vogelarten, darunter Kormorane und Pelikane, einige Wasserlilien, eine heisse Quelle und ganz viel Dschungel. Im Fluss soll es auch Seekühe geben, aber die haben wir auf unserer doch eher rassigen Bootsfahrt nicht gesehen.

An der Flussmündung wartet eine vollkommen andere Welt! Hier ist das Reich der Mayas und Garifunas. Garifunas sind die Nachfahren von ehemaligen westafrikanischen Sklaven und indigenen Kariben. Man vermutet, dass es sich um geflohene und schiffsbrüchige handelt, die an der karibischen Küste sesshaft wurden. Man findet Garifunas an der gesamten Küste von Nicaragua bis Belize.

Livingston ist nur per Boot erreichbar und war früher der wichtigste Hafen Guatemalas an der Karibikküste. Heute ist es ein beliebter Ort, um sich zurückzulehnen und die Atmosphäre zu geniessen.

Und plötzlich ist wieder ein Monat vorbei! Wow, wie die Zeit verfliegt. Damit wir uns in Südamerika gemütlich fortbewegen können, entschieden wir uns einen Sprung nach Kolumbien zu machen.

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