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Regenwald & Stadtdschungel

Frech fragen, zahlt sich manchmal aus. Wir sind am Flughafen von Hobart und müssen unseren Campervan von der Apollozweigstelle abholen. Sie ist nicht mal zwei Minuten entfernt und dafür ein Taxi zu nehmen ist uns zu teuer. Das Wetter und unsere Taschen machen einen 20 Minuten Marsch aber auch nicht wirklich attraktiv. So fragten wir eine Busfahrerin ganz nebenbei, wie viel denn eine Fahrt nach Hobart kosten würde. Nach ihrer Antwort fragten wir, wie viel es wäre, wenn wir nur die erste Minute mitfahren würden. Sie überlegte kurz und meinte, sie dürfe das zwar nicht, aber sie fährt uns und lässt uns am Strassenrand aussteigen.


Wir waren uns schon gewohnt, dass man bei der Übernahme des Fahrzeugs auf mehrere Versicherungen hingewiesen wird. Sie versuchen jedem die Pakete mit jeder Menge Horrorstorys zu verkaufen. Ein Sorglospaket für 4$ pro Tag, bei welchem sie vorbei kommen, wenn der Schlüssel im Auto eingesperrt ist, wenn das falsche Benzin getankt wurde, wenn die Batterie leer ist, die Scheibe einen Sprung hat oder ein Reifen platt ist. Wer braucht das schon? Das ist doch alles bloss Angstmacherei, sagt Simon.

Wir fuhren als erstes auf die Tasman Peninsula nach Port Arthur. Einem ehemaligen Gefangenenlager für britische Sträflinge. Auf dem Camping und im umliegenden Wald, wimmelte es nur so von kleinen Wallabys.

Wir machten einen kleinen Abendspaziergang und landeten plötzlich auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnis. Der Spazierweg führt durchs Gelände und im Normalfall sind hier wohl Angestellte die kontrollieren, ob man schon ein Ticket gekauft hat. Wir waren jedoch spät unterwegs und hatten die ganze Anlage für uns alleine.

Durch die abendliche Besichtigung, gab es eine Planänderung für den nächsten Tag und wir wollten eine kleine Wanderung unternehmen. Dafür mussten wir einen 12km langen Waldweg zum Ausgangspunkt fahren. Nochmal Glück gehabt, denn 12km ist genau die maximal Distanz die man so halb legal mit dem Mietwagen auf unbefestigten Strassen fahren darf. Komisch, das Lenkrad hatte plötzlich einen links Drall. Wenn ich es beim Fahren losliess, drehte es sich beinahe einmal komplett im Gegenuhrzeigersinn. Ich fragte Carmen, ob sie kurz den linken Vorderreifen anschauen könne.

Wir schnappten uns also das Fahrzeughandbuch, sicherten das Auto und machten uns an unseren ersten Reifenwechsel. Zum Glück hatten wir so tolles Lotterwerkzeug und einen Innenarchitekt, der genau neben die Ersatzreifenhalterungsschraube ein Brett geplant hat. Nach geschätzten 200 Vierteldrehungen war der Reifen frei und wir konnten mit dem Wechsel beginnen. Während den weiteren 200 Umdrehungen am Wagenheber und den sechs Muttern fuhren erstaunlich viele Australier vorbei, die alle ihre Hilfe anboten. Wir schafften es jedoch im Alleingang und beinahe in derselben Zeit wie die Formel 1 Teams in Melbourne.

Nach etwa 60 Minuten konnten wir unseren Trip fortsetzen. Wir waren etwa 2km vor dem Parkplatz stehen geblieben...

Auf dem Parkplatz begrüsste uns ein kleines Känguru und unsere Stimmung wurde auf der Wanderung immer besser. Die Natur hier ist echt toll.

Nach der Wanderung klapperten wir noch zwei, drei touristische Attraktionen ab. Denn auch wenn es gleich daneben einen Parkplatz hat und all die lästigen Touris da sind, solche Landbrücken faszinieren doch trotzdem immer wieder.

Ein Ort, den ich unbedingt aufsuchen wollte, waren die "tessellated pavements". Das ist ein Felsen, der durch die Gezeiten, den Sand und das Salz zu einer beinahe karierten Struktur erodiert. Es handelt sich dabei um eine ziemlich grosse Fläche auf unterschiedlichen Höhen.

Zwischen den Ritzen finden die unterschiedlichsten Tiere ein Zuhause. Wir fanden hier kleine Aquarien mit Miniseesternen, Krebsen, Muscheln und kleinen Korallen.

Leider steht im Mietvertrag, dass man bei jeglichen Schäden die Hotline kontaktieren muss und so wurden wir gebeten, den platten Reifen reparieren zu lassen. Da es aber anscheinend nur in Hobart selbst Ersatzreifen oder Garagen gibt, mussten wir zurück in die Stadt fahren.

Weil wir jetzt schon in Hobart waren, besuchten wir auch gleich das MONA (Museum of Old and New Art). Das ist das wohl coolste Kunstmuseum der Welt. Es behauptet von sich selbst, das wahrscheinlich nicht alles ausgestellte wirklich Kunst ist. Und so ist das ganze Museum voller Selbstironie und schwarzem Humor gestaltet.

Die Kunstwerke sind mal riesig und mal klein, mal faszinierend und mal stinkt es nach Kacke. Das letzte ist kein Witz. Ein Künstler hat eine Verdauung nachgebaut. Man füttert sie und am Ende landet auf einem Teller, was am Ende einer Verdauung raus kommt.

Neben der Kunst, ist auch das Gebäude selbst schon faszinierend. Man kann sich echt gut darin verlaufen und befindet sich zu einem grossen Teil unterirdisch. Der Eingangskorridor ist gleich neben einer gigantischen Felswand, aus welcher das Museum geschlagen wurde.

Die nächsten Tage versuchten wir es noch mal mit der Nordostküste und fuhren zur Bay of Fires. Hier ist die ganze Küste gespickt von Steinen, die einen grell orangen Überzug haben. Oft einen Streifen, manchmal aber auch komplett bedeckt. Wie wir, denkt jetzt der Eine oder Andere bestimmt. Aha! Orange Steine = Feuerrot = Bay of Fires. Falsch. Der Name der Bucht kam deshalb zustande, weil der damalige Kapitän des Entdeckerschiffs in dieser Bucht mehrere Aboriginesfeuer sah.

Weil wir durch den Reifen zwei Tage verloren hatten, wollten wir nicht mehr nach Westen stressen und entschieden uns, der Ostküste entlang zurück in den Süden zu fahren. Wir hielten dabei auf der Freycinet Halbinsel und machten auch dort wieder eine Wanderung. Wir überquerten dabei einen kleinen Hügel zur berühmten Wine Glass Bay. Dies soll angeblich einer der schönsten Strände Australiens sein.

Über den Isthmus gings zum Hazard Beach, hier fanden wir viele riesige Muscheln und Meeresschnecken.

Und wieder ein kurzes Hallo nach Hobart und weiter nach Bruny Island. Diese Insel wurde berühmt, weil ihre Nord und Südhälfte durch eine sehr lange sehr dünne Landbrücke verbunden ist. Man nennt sie auch "the neck".

Wir verbrachten hier in der Adventure Bay zwei Tage, an welcher schon James Cook 1777 Frischwasser für sein Schiff holte. Nach eher bewölkten und mit Nieselregen durchsetzten Tagen, hatten wir hier herrliches Wetter. Deshalb gab es auch hier wieder kleine Wanderungen auf dem Programm.

Auf unseren Wegen durch die Wälder, Wiesen und den Stränden entlang, entdeckten wir neben bestimmt 100 brauner Wallabies sogar Albinos!

In der Sharkbay in Westaustralien, lernten wir Känguruspuren lesen und konnte so am Strand erkennen, welche schnell und welche langsam unterwegs waren und in welche Richtung sie liefen. Das konnten wir hier gleich anwenden.

Als wir am Tag "the neck" besuchten, erkannten wir, dass der ganze Hügel voller Pinguinnester ist. Weil wir gelernt hatten, dass die Zwergpinguine nach Sonnenuntergang aus dem Meer zurück kommen, fuhren wir in der Dämmerung zum Aussichtspunkt und legten uns, mit roter Folie über die Stirnlampen geklebt, auf die Lauer. Prompt konnten wir ein paar junge und ältere Pinguine bei der Mauser beobachten! Auf dem Weg zurück zum Camping fuhren wir beinahe Schritttempo und sahen dabei mehrere Possums und Wallabies. Wir wollten uns schliesslich nicht an der riesigen Anzahl "road kills" beteiligen. Es hat nämlich schon genug tote Tiere am Strassenrand.

Und da war unser Tasmanientrip auch schon zu Ende. Wir waren zum vierten Mal in Hobart und flogen weiter nach Sydney! Yes! Wieder Kurzehosen und Tshirt.

Am ersten Tag war es zwar immer wieder bewölkt, danach hatten wir jedoch meist sonnige und warme Tage in der grössten Metropole Australiens.

Wir besichtigten die beiden Hauptattraktionen, das Opernhaus und die Harbourbridge und schlenderten durch die Stadt.

Carmen war sehr angetan vom "the rocks" Viertel, weil hier noch viele alte Ziegelsteinbauten stehen.

Um dem Stadtrummel zu entgehen, wanderten wir immer mal wieder durch die Parkanlagen und den botanischen Garten. Aktuell haben sie dort eine Ausstellung über fleischfressende Pflanzen.

Das coole an Sydney, wir hatten schon syrisch, vietnamesisch, japanisch, britisch... das doofe an Sydney, unsere Bäuche werden immer runder. Deshalb freuen wir uns schon auf Neuseeland. Ab dem 1. April können wir uns den Speck mit wandern abtrainieren. Kein Scherz.

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