Endlich wieder selber kochen. Auf das hatten wir uns gefreut. Wir wissen wieder genau, was in unseren Gerichten drin steckt. Wir müssen nicht mehr auf Eiswürfel, Rohes oder Ungeschältes verzichten. Was wir jedoch ausser Acht gelassen hatten, wir müssen jetzt auch wieder selber abwaschen...

Wir waren in Perth und der Schweiss lief uns in Strömen den Rücken runter. Wir freuten uns deshalb über die stetigen kühlen Windstösse, die vom Meer her in die Stadt wehten. Neben dem Stadtzentrum liegt ein wunderschöner riesiger Park. Es zwitscherte überall und wir machten unsere ersten Begegnungen mit den kunterbunten Vögeln von Australien. Vom Kingspark aus, hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt. Läuft man der Uferpromenade entlang, scheint sie direkt am Meer zu liegen. In Wirklichkeit liegt sie jedoch ein Stück im Landesinnern am Swan River. Die Skyline ist gespickt mit alten Gebäuden und bietet damit immer mal wieder eine Erholung für den Nacken. So mussten wir Landeier nicht ständig die Glasfassaden empor staunen.
Erst an unserem ersten Ausflug nach Fremantle, erreichten wir das Meer. Dort hiess es dann Hüte festhalten. Denn der Wind bliess unablässig vom Meer her. Dieser Wind begleitete uns für die restlichen Wochen und die anfängliche Freude verzog sich ziemlich schnell. Sobald wir in die Nähe der Küste kamen - und wir waren ständig an der Küste - gab es keine Möglichkeit mehr in Ruhe neben unserem Campervan zu essen.

Unser neues Zuhause, ein zum Campervan erweiterter Toyota Bus, erwies sich als geräumiger als erwartet. Wir sammelten in den ersten Tagen zwar ein paar blaue Flecken, bis wir die Platzverhältnisse auch im Dunkeln abschätzen konnten, finden uns mittlerweile jedoch super zurecht. Das Bett ist in ein paar Sekunden auf, beziehungsweise zugeklappt und ist erstaunlich bequem. Die Küche bietet nicht viel Platz, aber mit ein bisschen Organisation lassen sich köstliche Gerichte zubereiten. Wir hatten schon Pasta, Hamburger, Süsskartoffeln, Salate, Couscous, Risotto, Poulet (Hühnchen)...
Wir mussten uns anfänglich ziemlich umgewöhnen, weil man hier auf der falschen Strassenseite fährt. Wir sassen auf der falschen Seite im Auto und mussten mit dem falschen Hebel blinken. Wir standen immer mal wieder an einer Kreuzung und es startete wie wild der Scheibenwischer, anstatt der Blinker. Das Schalten mit links ist ebenfalls sehr ungewohnt und ich schlug ein oder zwei Mal mit der rechten Hand gegen die Türe, auf der Suche nach der Gangschaltung. Sobald wir uns an die verdrehten Innereien des Fahrzeugs gewöhnt hatten, mussten wir uns mit den verkehrten Kreiseln (Kreisverkehr) und den Roadtrains auseinandersetzen. Es ist echt eindrücklich, was hier auf der Strasse unterwegs ist. Oft mussten wir an den Strassenrand fahren, damit wir nicht zur Seite gepflügt wurden. Denn egal wie gross oder lang diese Trucks waren, sie fahren mit bis zu 120 km/h!
Da es im Moment entsetzlich heiss war, entschieden wir uns erst einen Loop im Süden zu fahren und erst später die Küste in Richtung Norden zu erkunden. Auf dem Weg nach Esperance durchquerten wir den Wheatbelt (Weizengürtel), eine riesige, unendliche Ebene von Nichts, Gestrüpp und Weizenfeldern.
Auf dem Weg kreuzten wir York, die aller erste Siedlung im Inland von Westaustralien...
... und den Wave Rock. Mitten im Nirgendwo liegt eine grosse Felsplatte, welche an einer Kante wie eine Welle abfällt. Auf der Felsplatte sammelt sich jeweils viel Regenwasser, dass über die Kante läuft und den Felsen über Jahrhunderte in diese Form brachte. Gleich in der Nähe befindet sich ein Felsen der aussieht wie ein offenes Nilpferdmaul.
Esperance ist der Ort an dem Carmen leuchtende Augen bekam. Wir fanden hier die schönsten Strände unserer bisherigen Reise. Die Farben waren atemberaubend!
Und hier entdeckten wir auch die ersten Kängurus. Im "Cape Le Grand National Park" fanden wir sie direkt am Strand im Schatten der Büsche.
In Mitten der Ebene erhebt sich der "Frenchmans Peak", der auf dem Gipfel eine Felsplatte in Form eines Beret hat.

Der Wanderweg ist mehr eine Felswand und der Wind blies uns beinahe davon, aber die Aussicht war phänomenal mit viel Nichts!
Als Kontrast zum Fels, ein bisschen Flora und Fauna:
Der Südwesten war schon beinahe kühl und die Natur viel grüner. Wir wurden immer wieder von den Kängurus und Vögeln entzückt, die oft die Nähe von Campingplätzen suchen. Kein Wunder bei den saftigen Rasen und Essensresten die hier locken.
Albany war im zweiten Weltkrieg eine wichtige Stadt für die Bereitmachung und Verschiffung der australischen und neuseeländischen Soldaten. Ihnen zu Ehren gibt es hier ein Museum und aktuell eine Lichtinstallation, die unter den Bäumen wie ein wunderschöner Sternenteppich aussieht.
Von den beeindruckenden Klippen und den Meergewalten in Albany...
... zu den gigantischen Bäumen zwischen Denmark und Walepol. Das "Valley of Giants" ist bekannt für seine riesigen Eukalyptusbäume. Dies ist eine der ersten Arten von Eukalyptus und die Bäume sind bis zu 400 Jahre alt. Wir konnten auf einem langen Weg durch die Baumstämme hindurch und auf 40 Meter Höhe durch die Baumkronen wandern. Es ist faszinierend, wie diese Bäume wachsen. Zuerst schiessen sie für Jahre mit dünnen Stämmen in die Höhe und erst viel später werden sie breit. Langsam wird der Stamm immer dicker und dicker, während der Kern nach und nach abstirbt. Durch Buschbrände, kleine Nager, Pilze und Bakterien höhlt sich so der Stamm am Boden aus. Der Baum lebt jedoch weiter, denn die Hitze des Feuers hat nur die Wirkung, dass im Baum das Wachstum reaktiviert wird.
Auf dem Weg an die Westküste standen wir plötzlich wieder vor einem Baum. Dieses Mal stand er jedoch nicht prunkvoll aufrecht. Nein, er lag quer über die Strasse und wir fuhren beinahe in die zersplitterten Stücke! Von der anderen Seite kamen kurz vor uns zwei Motorradfahrer und eine Autofahrerin an. Zusammen zerrten wir an den Trümmern, um immerhin eine Fahrspur frei zu kriegen. Später kam ein Pickup mit Seilwinde und zog den grossen Stamm auf der anderen Fahrspur weg.

Wir hatten langsam genug vom Pulloverwetter und machten uns auf in Richtung Norden. Es hört sich immer noch falsch an, aber hier ist tatsächlich der Norden wärmer. Auf dem Weg stoppten wir in Busselton an einem idyllischen Strand. Nach gefühlt 20 (etwa vier) sinnlos überteuerten oder vollen Campingplätzen, fanden wir ganz am Ende des Dorfes durch Zufall diesen kleinen Platz. Obwohl auch hier alle Plätze voll waren, fand der Besitzer für uns ein kleines Eckchen, um unseren Van abzustellen. Wir hätten nie gedacht, dass wir mal auf einem "7th day adventists camping" landen würden. Aber voilà da waren wir.
In Bunberry hielten wir kurz an, weil wir den längsten Holzsteg der südlichen Hemisphere ansehen wollten. Er ist fast 2 Kilometer lang und leider eine Enttäuschung. Nur die Pfähle im Wasser sind noch aus Holz, man geht auf Betonplatten und auf der gesamten Länge fährt ein Touristenzug!
Davon abgesehen war es interessant, ohne nasse Füsse soweit ins Meer zu gehen.
Hallo Perth, wir sind zurück aus dem Süden...